1. Die Krughütte bei Eisleben


Die Krughütte gilt gewissermaßen als Sinnbild für die Mansfelder Hütten und nahm über 100 Jahre eine zentrale Stellung in der letzten Periode des Mansfelder Kupferschieferbergbaus ein.
Es gibt kein bergbautechnisches "Objekt" des Mansfelder Bergbaus welches öfter abgebildet wurde. Das beweisen unzählige Fotos und historische Dokumente, welche die zentrale Bedeutung bei der Verarbeitung des Kupferschiefers belegen.

Mit dem Voranschreiten und dem Ausweiten des Bergbaus in größere Tiefen der Mansfelder Mulde und der zunehmenden Intensivierung des Kupferschieferabbaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts, reichte die Kapazität der vorhandenen Hütten nicht mehr aus. Als einzige Lösung blieb nur der Neubau einer Hüttenanlage, die die bisherigen Kapazitäten bei weitem übersteigen sollte. Es wurden um 1865 rund 110 000 t Erz / Jahr gefördert bei einer Schmelzkapazität von 30 000 t Erz / Jahr in den damaligen Hütten. Als zentraler Ort eignete sich für den Neubau ein Ort am westlichen Rande Eislebens zwischen drei Hauptförderschächten - den Anlagen der Martinsschächte bei Kreisfeld, den neu geteuften Otto-Schächten bei Wimmelburg und den unmittelbar an der Hütte gelegenen Segen-Gottes-Schächten in Eisleben. Die Schächte sollten für die nächsten Jahrzehnte eine zentrale Bedeutung der Erzförderung haben.  
Große Probleme bei der Wasserhaltung ließen jedoch in den letzten genannten Schächten keine Tonne Erz fördern. Die Abbaufelder waren gut erreichbar durch die Otto-Schächte und den später abgeteuften Clothildeschacht am unmittelbaren  nordwestlichen Stadtrand von Eisleben.

So ging am 25.4.1870 die Krughütte in Betrieb mit einem neuartigen 9,5 m hohen Großofen mit fast 2 m Durchmesser und zwei kleineren  7,6 m hohen Öfen. Ähnliche große Öfen oder Vorbilder gleicher Bauart gab es damals noch nicht. Entgegen dem Erwarten gab es bei dem großen Ofen keine - aber bei den kleinen Öfen erhebliche Schwierigkeiten - sie wurden danach durch einen zweiten und bereits 1872 durch einen dritten Großofen ersetzt. Die Schmelzleistung betrug ca. 120-130 t / Tag.
Als Folge wurden die Kreutzhütte, die Friedeburger Hütte und die Ober- und Mittelhütte eingestellt.
Bis 1900 wurden 5 Öfen gebaut und der Durchmesser auf 2,2 m erweitert. Die Kapazität stieg auf 300 000 t / Jahr.
Neuartig war 1871 der Einsatz einer Drahtseilbahn - der ersten in Europa - von den Martinsschächten zur Krughütte, die erst 50% der Produktion des Schachtes transportierte und nach einem Umbau 100 % (100 000 t / Jahr).
1887 wurde das System auf die Otto-Schächte ausgeweitet und 1905 bis zum Hermannschacht erweitert. Zeitgleich begann 1902 der Transport über eine Schmalspurbahn, die später den Transport komplett übernahm.

1901 kam mit dem Bau der "Millionen-Brücke" der direkte Anschluß an das Netz der Deutschen Reichsbahn.
Bereits 1915 wurde aus Kapazitätsgründen die neue Krughütte neben der alten in Betrieb genommen, die im wesentlichen bis zur Schließung im Dezember 1972 unverändert bestand. Die alten Öfen wurden noch bis 1923 auf Verschleiß gefahren.
Von nun an prägten die drei großen Schornsteine das Bild der Hütte - auch heute sind sie noch Sinnbild für den ehemaligen Bergbau der Region.
1951 benannte man die Krughütte in Karl-Liebknecht-Hütte um, die Schmelzleistung betrug zuletzt bis zu 850 000 t / Jahr.
Ein nicht unwesentliches "Nebenprodukt" waren die hier hergestellten Mansfelder Pflastersteine aus Schlacke.


 
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Otto-Schächte links, Krughütte rechts, Aufnahme vor 1900;
die "Millionenbrücke" ist noch nicht gebaut.
Schlackeplatz, Krughütte mit vier Öfen, Aufnahme um 1895

 
 
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Neue und alte Krughütte, 1919 "Kriegsküche" auf der Krughütte / Otto-Schacht IV, 1915
Übrigens: vorn links meine Uroma!